Magische Momente der Natur
Natur (D 2021)
Ein Frosch sitzt in seinem Teich und fängt Fliegen. Daran scheint nichts ungewöhnlich. Doch was genau der Frosch alles auf sich nimmt, um satt zu werden, eröffnet die Superzeitlupe: Er katapultiert sich aus dem Wasser, oft bis zu einem Meter hoch. Seine Beine sind gegrätscht wie die eines Reckturners, seine Zunge eilt dem Körper um Längen voraus. Dann noch ein Doppelaxel – und trotzdem geht er leer aus und fällt mit grazilem Köpfler zurück ins kühle Nass. Diesen Kraftakt vollführt er unzählige Male am Tag, meist erfolglos. Der Eisvogel hingegen hat es da auf einem Ansitz etwas leichter. Er kann seine Beute von oben erspähen und zielgenau ins Wasser stechen. Der bunte kleine Fischjäger ist ein Meister der Präzision, ein Turmspringer von erlesener Grazie. Wie der Vater, so allerdings noch nicht der Sohn. Junge Eisvögel haben unzählige Versuche hinter sich, bis es gelingt, mit der Schnabelspitze die Wasseroberfläche zu durchbohren. Unter Wasser schlummern Teichmuscheln am sandigen Grund. Scheinbar. Der Zeitraffer entlarvt die Schalentiere als agile Hürdenläufer, die kaum stillsitzen können. Doch das ist nicht der Grund, warum ein Fisch sich ganz besonders zu ihnen hingezogen fühlt. Der Bitterling sucht eine Herberge für seinen Nachwuchs. Und dafür muss es ihm gelingen, eine Teichmuschel zu zähmen. Immer wieder streift er über den Schalenrand der geöffneten Muschel, solange, bis sie sich vor ihm nicht mehr reflexartig verschließt. Nun kann ein Bitterling-Weibchen seine Eier direkt in die Muschel ablegen. Geschützt von den kräftigen Schalen reifen die winzigen Jungfische heran und verlassen ihren Wirten erst, wenn sie schnell und wendig sind. Das nervöse Gesumme über dem Fallobst im Schatten eines Baumes ist auf den ersten Blick kein Ort von Schönheit. Wie viel geordnete Taktik jedoch in dem vermeintlichen Gewirr steckt, zeigt die Großaufnahme: Hornissen-Kampfgeschwader in Reih und Glied führen Wespen in den Hinterhalt. Ein gezielter Angriff bringt genügend eiweißreiche Beute für die Larven. Das Fallobst bleibt unberührt. Auch die Idylle der Blumenwiese nebenan hat bei genauem Hinsehen durchaus ihre Tücken. Hinter bunten Blütenköpfen lauern Krabbenspinnen und warten auf unvorsichtige hungrige Insekten, die Nektar sammeln. Mitten im Blumenmeer schwebt auch ein Taubenschwänzchen mit 80 Flügelschlägen pro Sekunde wie ein Helikopter von Blüte zu Blüte – es nascht an bis zu 1.000 Pflanzen pro Tag. Und doch wird es kaum Opfer der Krabbenspinne. Die überlange Zunge, die zu jeder Blüte Abstand verschafft, rettet ihm mehrmals pro Stunde das Leben. Die Jagdgewohnheiten eines der schnellsten Sturzflieger der Welt, des Wanderfalken, kann kaum ein Mensch mit freiem Auge beobachten. Schon gar nicht, wenn er sein Glück in einer Schar von Staren versucht. Umringt von Tausenden Möglichkeiten zuzupacken, sind Jagdflüge durch ein amöbisches Vogelgewirr selten erfolgreich. Die klar geplante Fluglinie des Falken scheitert an der Magie des Augenblicks, in dem im geordneten Chaos des Starenschwarms eine neue Flugformation entsteht. In absoluter Finsternis übernehmen die Ohren das Sehen. Wie präzise, zeigt die Infrarotkamera am Beispiel von Wasserfledermäusen. Lautlos gleiten sie knapp über der Wasseroberfläche und ergreifen zielgenau jedes Insekt, das dort gefangen ist. Ein Luftballett, bisher selten gefilmt, von beeindruckender Schönheit.
- FSK 6