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MDR
Fr, 15.11.2024 | 02:10 - 02:40

Kultur (D 2024)

Geht der Deutsche Theaterpreis "Faust" ins Vogtland? Wenn am 16.11. in Gera der diesjährige Deutsche Theaterpreis "Der Faust" verliehen wird, liegt eine Sensation in der Luft. Der Preis für die beste Schauspiel-Inszenierung des Jahres, den oft genug die großen Theater in Berlin, Hamburg oder München unter sich ausmachen, könnte an eine "Antigone"-Inszenierung des Theaters Plauen-Zwickau gehen. Bereits die Nominierung wird im Vogtland als "Ritterschlag" betrachtet, so Intendant Dirk Löschner. "artour" über die nominierte Inszenierung und ihre Regisseurin Joanna Lewicka, von der die Fachzeitschrift "Theater der Zeit" schreibt, "sie schafft Momente, die einem den Atem stocken lassen." Ist der Mensch von Natur aus friedlicher, als man bisher glaubte? Das kleine Städtchen Lützen bei Leipzig ist in Schweden viel bekannter als in Deutschland. Denn hier fiel in der Schlacht bei Lützen am 6./16.11.1632 der schwedische König Gustav II. Adolf, einer der mächtigsten Herrscher in der Geschichte Skandinaviens. Was machte er in Lützen? Er hatte sich in den Dreißigjährigen Krieg eingemischt, und man darf zweifeln, dass es ihm dabei nur um den Protestantismus gegangen war. Die Gedenkstätte in Lützen hat jetzt einen Neubau bekommen, in dem ein eindringliches Anti-Kriegs-Bild inszeniert wird: Auf einem nahegelegenen Feld waren dichtgedrängt die Überreste von 47 Soldaten gefunden worden, wie sie von den Bauern der Umgebung in das provisorische Grab geworfen worden waren. Auf dieses Grab mit den freigelegten Skeletten, jetzt Anti-Kriegs-Denkmal in Lützen, beziehen sich auch die drei Autoren des Buches "Evolution der Gewalt". Der Landesarchäologe Sachsen-Anhalts, Harald Meller, der Anthropologe Carel van Schalk und der Historiker Kai Michel treten darin den Beweis an, dass der "Mensch" als solcher – entgegen vieler wirkmächtiger Theorie – gerade nicht das aggressive und in Kriegen tötende Tier ist. Kriege sind nicht die Natur des Menschen, sondern Kultur, so die Hauptthese ihres Buches, und entstanden erst mit der Sesshaftigkeit des Menschen. Die mehr als 10 000 Jahre seitdem sind doch nur 1 Prozent in der langen Evolution der Spezies, die also 99 Prozent ihrer – genetischen, anthropologischen – Entwicklung keine Kriege führte. Die neue Protestkultur und der Kampf um die Zukunft So viel Protest wie in den letzten Jahren war weltweit nie. Klima- und Bauernproteste in Deutschland, Kopftuchproteste im Iran, Regenschirmproteste in Hongkong, Brotproteste im Sudan. Die Gelbwesten in Frankreich, die Gegner des Putin-Regimes in Russland, die Unterstützer des Bolsonaro-Regimes in Brasilien. In Spanien protestieren Einwohner mit Wasserpistolen gegen den Massentourismus, in China prangern Bürger mit leeren weißen Blättern die Coronapolitik des Landes an. Dank sozialer Medien vernetzen sich die Protestierenden schneller und effizienter, als die Polizei erlaubt. Und die Welt erfährt von ihnen, selbst wenn die klassischen Medien nicht berichten. Neue Techniken und alte Traditionen untersucht jetzt der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq in seinem Buch "Die neue Protestkultur. Besetzen, kleben, streiken: Der Kampf um die Zukunft". Warum protestieren heute so viele Menschen, was wollen sie damit erreichen, und woran scheitern sie möglichweise? Sind Proteste Zeichen einer funktionierenden Demokratie oder Symptome ihres Scheiterns? Was bewirken Proteste, wo sind die Grenzen des Protests? Wir haben Tareq Sydiq in Berlin getroffen. Alexej Nawalnys Vermächtnis: Autobiografie "Patriot" "Mir war von Anfang an bewusst, dass ich lebenslang im Gefängnis sitzen werde – entweder für den Rest meines Lebens oder bis zum Lebensende dieses Regimes." Das schreibt Alexej Nawalny im Epilog seiner Autobiografie, die schlicht "Patriot" heißt. Wenige Wochen später ist er tot. Vergiftet nach Erkenntnissen des russischsprachigen Online-Mediums "The Insider", das Hunderte offizieller Behördendokumente ausgewertet hat. Über drei Jahre lang saß Nawalny zuvor im Gefängnis, zuletzt im sibirischen Straflager Nr. 3 "Polarwolf". Für eine halbe Stunde am Tag erhielt er einen Bleistift und durfte schreiben. "Gefängnis-Zen" nennt Nawalny seine Versuche, unter den Bedingungen von strenger Isolation und Folter die Würde und auch den Humor nicht zu verlieren. Die hier entstandenen Notate, zusammen mit früheren Aufzeichnungen über seine Jugend in der Sowjetunion, die Illusionen einer demokratischen Transformation unter Gorbatschow und Jelzin, über seine Familie und über seinen Weg zum bekanntesten Oppositionellen Russlands, sind jetzt Zeugnis des Muts und der Kühnheit eines Menschen, der immer wieder wagte, das System Putins und seiner korrupten Oligarchen der Lächerlichkeit preiszugeben. Was diesen Mann so gefährlich machte, dass Putin ihn gleich zweimal vergiften ließ, und wie es für die Opposition in Russland nach seinem Tod weitergeht, darüber sprachen wir mit der Gründerin der Menschenrechtsorganisation "Memorial" Irina Scherbakowa, mit Nawalnys Mitstreiter Leonid Wolkow und mit Igor Sadreev, dem Regisseur des Films "Becoming Nawalny".

Thema
  • Geht der Deutsche Theaterpreis "Faust" ins Vogtland?.
  • Ist der Mensch von Natur aus friedlicher, als man bisher glaubte?.
  • Die neue Protestkultur und der Kampf um die Zukunft.
  • Alexej Nawalnys Vermächtnis: Autobiografie "Patriot".
  • Kulturkalender: "Wilde Elbe", Fotoausstellung Naturkundemuseum Magdeburg, bis 25.3.25.
  • Kulturkalender: Ätna – Lucky Dancer Tour, 21.11. Leipzig, 22.11. Dresden.
  • Kulturkalender: Filmstart am 14.11. "Neuigkeiten aus Lappland".
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