Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Verleihung an die Historikerin Anne Applebaum
Zeremonie (D 2024)
Live aus Frankfurt: Die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Anne Applebaum. Die US-amerikanisch-polnische Historikerin wird für ihre Forschung zu autoritären Herrschaftssystemen geehrt. Dabei geht es ihr insbesondere um Russland und die Geschichte des Ostblocks. Applebaum hatte schon früh vor Wladimir Putins Expansionspolitik gewarnt und engagiert sich als Journalistin für eine militärische Befreiung der Ukraine. Ihre Positionen zum Ukraine-Krieg und ihre historischen Analysen zur Sowjetunion werden kontrovers diskutiert. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 geht an die US-amerikanisch-polnische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. Die 60-Jährige erforscht autoritäre Herrschaftssysteme, insbesondere in Russland, und ihre Entstehung in der ehemaligen Sowjetunion. "In einer Zeit, in der die demokratischen Errungenschaften und Werte zunehmend karikiert und attackiert werden, wird ihr Werk zu einem eminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden", heißt es in der Begründung der Jury. "Mit ihren Forschungen (…) zu den Auswirkungen von Desinformation und Propaganda auf demokratische Gesellschaften zeigt sie auf, wie fragil diese sind – besonders wenn Demokratien von innen, durch Wahlerfolge von Autokraten, ausgehöhlt werden." Der Stiftungsrat erklärte seine Entscheidung außerdem damit, dass es Anne Applebaum gelinge, Gegenwartsbeobachtung und Erkenntnisse aus der Geschichte miteinander zu verbinden und diese durch Zeitzeugenaussagen besonders miterlebbar zu machen. Die Expertin für osteuropäische Geschichte hatte schon früh vor einer möglichen gewaltvollen Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt. 1964 in Washington D.C. geboren, begann Applebaum ihre Karriere 1988 als Korrespondentin des "Economist" in Polen und dokumentierte von dort aus den Zusammenbruch des Ostblocks. 2003 veröffentlichte sie ihr Buch "Gulag" über das sowjetische Lagersystem, "Roter Hunger" mit der These eines geplanten Genozids an den Ukrainern zu Sowjetzeiten 2017. Applebaums neues Buch "Die Achse der Autokraten" erscheint im Oktober. Applebaums Positionen zum Ukraine-Krieg und ihre historischen Analysen zur Sowjetunion werden kontrovers diskutiert. "Ich bin nicht die klassische Person für einen Friedenspreis", sagte die Preisträgerin der ARD. Sie selbst sei sehr überrascht gewesen und habe so etwas nicht erwartet. Ihrer Meinung nach ist ein wichtiger Teil der Friedenserhaltung die Klarheit darüber, dass man ihn verteidigt: "Der beste Weg, um Frieden zu sichern, ist Abschreckung. Man zeigt den Leuten, dass man stark ist, dass man sich selbst verteidigt, und wird nicht angegriffen." Die Laudatio auf die 75. Friedenspreisträgerin hält die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa. Als Mitbegründerin der heute in Russland verbotenen Menschenrechtsorganisation "Memorial" setzt sich die Historikerin u. a. für die Aufarbeitung der Geschichte der Sowjetunion und insbesondere des Stalinismus ein. Wie auch Anne Applebaum bemüht sie sich dabei vor allem um Zeitzeugenaussagen, die sie seit den 1970er Jahren zusammenträgt. Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er ist mit 25.000 € dotiert. Mit den von ihm und den Preisträger*innen ausgelösten Debatten und Diskussionen zählt er zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes. Traditionsgemäß findet die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche am Buchmessen-Sonntag statt.