Brezeln für den Pott
Comedy (D 2014)
Vom Schwabenländle in den Ruhrpott: Der grundsolide Angestellte Roland Reuter (Hans-Jochen Wagner), ein Ausbund an Verlässlichkeit, wird von seinem Arbeitgeber, der Großbäckerei Weckle, nach Duisburg geschickt. Er soll die dortige Firmenniederlassung auf Vordermann bringen – als Lohn winkt die Beförderung in den Vorstand. Doch als Rolands Gattin Sybille (Ulrike C. Tscharre) vom nahenden Umzug erfährt, ist sie alles andere als begeistert. Für die kulturell engagierte Lehrerin gleicht dieser Ortswechsel einer Strafversetzung. Sybille streikt. Auch die pubertierende Tochter Lea (Vita Tepel) hat wenig Bock auf den Pott. So tritt Roland schweren Herzens alleine die Reise in den Duisburger Vorort Meiderich an, wo die Uhren spürbar anders ticken: Viele der Menschen dort sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Die sozialen Lebensmittelpunkte bestehen aus Trinkhalle, Taubenzuchtverein und lokalem Fußballklub. Trotzdem hält man fest zusammen. Der steife Neuankömmling ist jedenfalls nach Kräften bemüht, sich vom herben Charme der Ruhrpottler nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Von der Belegschaft der Weckle-Filiale fordert er Disziplin und Teamgeist ein, um mittels rigider Sparmaßnahmen den gewünschten Strukturwandel herbeizuführen. Doch Roland merkt bald, dass er mit seinem strengen, oberlehrerhaften Schwaben-Jargon beim in sich ruhenden Revierpersonal auf eher taube Ohren stößt. Den cleveren, aber aufmüpfigen Jungkollegen Cem Yildirim (Daniel Popat) muss er gar fristlos entlassen. Und auch die Wochenendbesuche bei den Lieben zu Hause gestalten sich für den engagierten Firmenretter alles andere als geschmeidig: Während Lea schulische Ambitionen vermissen lässt, entfremden er und Sybille sich zusehends voneinander, dafür scheint sie mit ihrem attraktiven Kollegen Alexander Breuer (Ben Braun) immer vertrauter zu werden. Auch wenn es Roland mit der Zeit gelingt, sowohl geschäftlich wie persönlich in seiner neuen Umgebung Fuß zu fassen – innerlich kocht es in dem Hin- und Hergerissenen: Muss er wirklich sein Ehe- und Familienleben aufs Spiel setzen, um den erhofften beruflichen Erfolg zu erzielen? Oder soll Roland es lieber mit der gelassenen Einstellung der Pott-Bewohner halten? 'Gottes schönste Gabe ist der Schwabe'. Da ist sich der Protagonist des Films, Roland, zupackend dargestellt von Hans-Jochen Wagner, ganz sicher. Das Lokalkolorit, mit dem die Komödie ihre schrullige Geschichte vom "Fisch auf dem Trockenen" – beziehungsweise vom "Maultäschle im Bohneneintopf" – ausstattet, ist treffend beobachtet, pointiert erzählt und nur allzu menschlich. Die stimmigen Charaktere und das mit Leib und Seele aufspielende Ensemble tun ihr Übriges, um dieses humorige Aufeinandertreffen der Mentalitäten zu einem liebenswerten Vergnügen werden zu lassen.
- Hans-Jochen Wagner (Roland Reuter)
- Ulrike C. Tscharre (Sybille Reuter)
- Katharina Abt (Marita Watzke)
- Marian Meder (Dietmar Grabowski)
- Vita Tepel (Lea Reuter)
- Daniel Popat (Cem Yildirim)
- Ben Braun (Alexander Breuer)
- Aykut Kayacik (Ercan)
- Johannes Rotter (Horst)
- Jürgen Rissmann (Benno)
- Katja Liebing (Davorka)
- Artus Maria Matthiessen (Rottenkolber)
- Kai Post (Angestellter)
- Laura Preiss (Receptionist)
- FSK 6