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Rabiat

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FES
Di, 06.05.2025 | 02:40 - 03:25

Gesellschaft (D 2018)

Sie sind jung, millionenschwer – und könnten unterschiedlicher nicht sein: Kids reicher Eltern protzen gerne, während Start-up-Millionäre an ihrem Studentenleben oft nichts ändern wollen. Reporter Steffen Hudemann lernt junge Reiche kennen und fragt: Was macht Reichtum mit Menschen unter 40, die mehr haben, als sie je brauchen werden? Wenn Familie Grupp mittags beim Müsli sitzt, wird die Milch vom Butler serviert – in weißem Anzug, mit weißen Handschuhen. Die Unternehmerfamilie ist mit Textilien der Firma Trigema reich geworden und residiert in einer reetgedeckten Villa auf der Schwäbischen Alb. Auch die beiden Kinder Bonita und Wolfgang, 28 und 27 Jahre alt, leben mit auf dem Anwesen der Eltern. Bald wird einer der beiden den Betrieb mit 1200 Mitarbeitern übernehmen. Aber eben nur einer. Der vom Vater vorgegebene Wettbewerb zwischen den Erben ist für beide kein Grund, sich aufzuregen. "Es ist doch richtig, dass am Ende der- oder diejenige das Unternehmen führt, der oder die am besten geeignet ist", sagt Wolfgang Grupp junior. Das Wohl der Firma und der Arbeitsplätze steht über allem. Ein anderes Leben kann sich keins der beiden Kinder vorstellen. "Wir kennen es ja auch nicht anders", sagt Bonita Grupp: "Die Firma war schon immer ein wichtiger Teil unseres Lebens." In Sankt Moritz feiert die bessere Gesellschaft sich selbst – beim exklusiven Snow-Polo-Turnier mit Champagner, Pelz und Kaviar. Statussymbole, von denen die Berliner Start-up-Unternehmer Tobias Johann und Philipp Hartmann nicht viel halten. Sie kleiden sich trotz Millionenvermögens eher wie Studenten. Die Mitbegründer des Online-Lieferdienstes Lieferando investieren ihr Geld in Kunst und urbane Kultur. "Es geht nicht nur immer um höher, schneller, weiter", sagt Philipp Hartmann: "Es gibt schöne Dinge im Leben, und es ist schön, wenn man sich die leisten kann." Instagramer Bayo Surakatu inszeniert sich und seinen Lebensstil im Netz. Von Bescheidenheit hält er nichts. Er ist stolz darauf, was er sich erarbeitet hat, und zeigt es gern. Eine Armbanduhr kaufen im Wert einer Eigentumswohnung? Deswegen hat er kein schlechtes Gewissen: "Ich habe mir alles selbst erarbeitet", sagt er. Dem offiziellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zufolge besitzen die oberen zehn Prozent in Deutschland mehr als die Hälfte des Vermögens. Vermutlich ist die Konzentration noch deutlich höher. Laut einer Oxfam-Studie strich das reichste Prozent im vergangenen Jahr 82 Prozent des Vermögenswachstums ein. Mit Reichen über ihr Geld ins Gespräch zu kommen, ist nicht immer leicht. Steffen Hudemann hat sich trotzdem auf die Suche gemacht – nach jungen Menschen mit Geld. Entstanden ist ein Film über das Tabuthema Reichtum: Was treibt Deutschlands Vermögende an? Wie denken sie über Ungleichheit in unserer Gesellschaft? Und was ist eigentlich Luxus, wenn man alles hat?"Rabiat" ist ein neues multimediales Reportage-Format mit rabiaten Geschichten aus dem Blickwinkel junger Autoren. Die Reihe will Emotionen auslösen, Haltung zeigen und zum Nachdenken anregen.

Darsteller
Schriftsteller

Wertung

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